Digitaler Winterdienst: Gibt es bald den «Schneepflugradar 24»?
60 Fahrzeuge stehen dem Kanton Aargau für den Winterdienst zur Verfügung. Nachdem jahrelang viele Arbeiten von Hand ausgeführt worden sind, hilft nun ein Digitalisierungsschritt, viele Mitarbeitende zu entlasten. Die Fahrzeuge können bald online verfolgt werden.
Neue Anforderungen für den Winterdienst
Noch müssen wir uns ein wenig gedulden, bis der erste Schnee des Winters fällt. Aber: Wenn der Schnee dann fällt oder Glätte herrscht, muss die Benutzbarkeit der Aargauer Kantonsstraßen innerhalb von vier Stunden durch die Abteilung Tiefbau sichergestellt sein. So sieht das der Aufgaben- und Finanzplan des Kantons vor.
Die Abteilung Tiefbau ist auf einem 1160 Kilometer langen Straßennetz für den Winterdienst zuständig. Dafür hat sie etwa 20 eigene Fahrzeuge zur Verfügung. Hinzu kommen 40 weitere, die ihr von Unternehmerinnen und Unternehmern zur Verfügung gestellt werden.
Von Handarbeit zur digitalen Überwachung
Ist ein Einsatz nötig, löst die Winterdienstleiterin oder der -leiter diesen aus. Bisher sind die Leitenden telefonisch oder auch mündlich über Dauer und Probleme der Einsätze informiert worden.
Danach wurden die Einsätze bisher mit Rapporten manuell abgerechnet. In der Winterdienstsaison 2023/2024, die als milder Winter galt, hätten die rund 60 Fahrzeuge mehr als 1500 Einsätze durchgeführt, heißt es in einem Newsletter der Abteilung Tiefbau des Kantons Aargau.
Sogar die gestreute Menge an Salz wird aufgezeichnet
Rapporte handschriftlich ausfüllen? Tönt vielleicht ein bisschen altmodisch, wird aber schon bald nicht mehr gemacht. Die Digitalisierung hält beim Amt für Tiefbau demnächst Einzug. Die Winterdienstfahrzeuge wurden dafür mit einem Bordrechner ausgestattet, der über GPS die Position der Fahrzeuge lokalisiert. Zudem registriert er auch den Einsatz der angeschlossenen Winterdienstgeräte, schreibt der Kanton.
Mit anderen Worten: Daten über die Fahrt mit Geschwindigkeit und Position werden aufgezeichnet, ebenso wie der Einsatz des Schneepflugs oder des Salzstreuers und die gestreute Salzmenge. Dafür investiert der Kanton rund eine halbe Million Franken, wie Giuliano Sabato, Leiter Unterhalt, auf Anfrage der AZ bekannt gibt.
Einsatzoptimierung dank neuem Tool
Und wie funktioniert das Ganze? Über eine Mobilfunkantenne werden die Daten an einen Server übertragen. Über einen sogenannten Webclient kann die aktuelle Position der Fahrzeuge dann grafisch eingesehen werden.
Somit kann der Winterdienstleiter in Echtzeit alle Einsätze verfolgen. Dies hat laut Sabato den Vorteil, dass «in kritischen Situationen die Einsätze nach Bedarf angepasst werden können».
Die Digitalisierung erlaube nicht nur eine Verfolgung der Einsätze in Echtzeit, sondern auch die Winterdiensteinsätze transparent und präzise nachzuweisen, teilt der Kanton mit. So können beispielsweise Einsatzrapporte und Winterdienstjournale per Knopfdruck aufbereitet werden, ohne dass während des Einsatzes manuell Daten erfasst werden müssen. «Die dadurch gewonnene Zeit hilft, die Einsätze zu optimieren und den Verwaltungsaufwand für die Unternehmer, die für den Kanton tätig sind, sowie für die Winterdienstleiter zu reduzieren», erklärt Sabato.
Innerhalb von zwei Wochen alle Tracker installiert
Was passiert, wenn der GPS-Tracker einmal aussteigt? Müssen die Rapporte dann wieder von Hand ausgefüllt werden? Giuliano Sabato sagt: «Die Bordrechner registrieren und speichern sämtliche Fahrten. Im Falle eines kurzzeitigen Ausfalls der zentralen Einheit können die Daten der Bordrechner nachträglich abgerufen werden. Sollte ein einzelner Bordrechner ausfallen, müssten die Einsätze wie bisher von Hand in einem Rapport erfasst werden.»
Dass alles funktioniert, wie es soll, braucht es auch ein hohes Maß an Initialaufwand, wie aus dem Newsletter hervorgeht. Nach der Installation der 90 Bordrechner (nebst den Schneepflügen wurden 30 weitere Fahrzeuge des Unterhalts mit Bordrechnern ausgestattet) innerhalb von zwei Wochen mussten administrative Prozesse definiert werden und rund 100 Personen müssen etappenweise geschult werden. Diese Schulungen seien bisher aber planmäßig verlaufen, sagt Sabato.
Lösung «WD 360» überzeugt
Der Kanton hat sich für die Lösung «WD 360» entschieden. Diese sei im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ausgewählt worden und basiere auf einer Software der Firma Axians Müllerchur AG. Sie habe alle wesentlichen Kriterien wie Kosten, Erfahrung und Leistungsfähigkeit erfüllt, sagt Sabato. «Ein weiteres überzeugendes Argument war, dass das System in Deutschland und Österreich sowie in anderen Schweizer Kantonen bereits ähnlich eingesetzt wird.»
Wird es einen «Schneepflugradar 24» geben?
Wenn dem Kanton die Live-Daten der Fahrzeuge zur Verfügung stehen, können auch Aargauerinnen und Aargauer schon bald verfolgen, wo überall Schnee geräumt wird? Sabato winkt ab. Einen «Schneepflugradar 24» wird es nicht geben, die Lösung sei «für interne Zwecke» vorgesehen. Die Inbetriebnahme ist für den 1. Januar 2025 geplant – ob dann Schnee liegt oder nicht.
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/administration-digitaler-winterdienst-gibt-es-bald-den-schneepflugradar-24-ld.2696838